Mob Grazing ist nicht nur für (Dauer)grünlandflächen sondern auch für trockenheitsgefährdete Flächen im Ackerfutterbau interessant, auf denen im Zuge der Fruchtfolge für in der Regel zwei bis fünf Jahre Luzerne-Kleegras-Mischungen angebaut werden. Diese Bestände werden im Ökolandbau oft zur Futterkonservierung als Silage und Heu genutzt oder bei viehlosen Betrieben gemulcht, wobei letzteres erwiesenermaßen zu geringeren Sticksoff-Fixierleistungen der Leguminosen führt. Die Weidehaltung kann eine effiziente und kostengünstige Nutzungsalternativen zur Mahd sein, mit großem Potenzial hinsichtlich der Verwertung dieser Aufwüchse, insbesondere auch durch stehende Futterreserven für die Winterperiode (Stockpile Grazing).

Mob Grazing im Ackerfutterbau stellt besondere Ansprüche an das Management. Herkömmliche Ackerfuttermischungen sind für die Beweidung oft zu leguminosenhaltig. Sie sind dafür gedacht, schnell Stickstoff in den Boden zu bringen und bergen für die Tiere ein hohes Blährisiko. Mischungen für die Beweidung kann man mit Esparsette anreichern, welche Tannine enthält und das Blährisiko reduziert. Auch tiefwurzelnde Obergräser sind nährstoffreich und für Trockengebiete gut geeignet. Die Mischung kann als Untersaat in die Feldfrucht eingesät werden. Nach der Ernte etabliert sie sich über den Herbst und Winter, sodass sie im Frühjahr beweidet werden kann. Einen Einblick in Mob Grazing auf Ackerfutter gibt Mob Grazing-Experte Manuel Winter in diesem Video.

Während Mob Grazing in den USA, Australien und Kanada bekannt ist, gibt es im deutschsprachigen Raum kaum wissenschaftliche Erkenntnisse und lediglich wenige Praxiserfahrungen, meist auf Dauergrünland. Das Projekt „Mob Grazing im Ackerfutterbau“, in dessem Rahmen das Netzwerk Mob Grazing entstand, will das ändern und führt einen dreijährigen Feldversuch auf den Flächen des Gut Temmens durch. Der uckermärkische Betrieb betreibt im Betriebsteil „Stegelitz Agrar GmbH“ schon seit 2019 Mob Grazing auf Ackerfutterflächen. Gut Temmen sah sich durch die klimatischen Veränderungen zunehmend mit Herausforderungen konfrontiert, zu deren Bewältigung Mob Grazing einen wesentlichen Beitrag leisten soll. Das Projekt beforscht, ob Mob Grazing im Ackerfutterbau eine wirksame Klimaanpassungsstrategie für Trockengebiete sein kann.

Im Netzwerk Mob Grazing engagieren sich weitere Betriebe, welche Mob Grazing im Ackerfutterbau umsetzen. Gut&Bösel in Brandenburg erprobt das Beweidungsverfahren derzeit mit einer kleinen Mutterkuhherde von 100 Angus- und Salersrindern erprobt. Der Hof Decker wollte den Kreislauf seines Ackerbausystems schließen und erweiterte seine Milchviehherde 2021 dafür eigens um eine Gruppe Mastrinder, welche nach dem Mob Grazing-Ansatz weidet.

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