Zwischenfrüchte beweiden im Ackerfutterbau

Ist das Mob Grazing? Besuch zweier Betriebe.

Es gibt viele Meinungen dazu, was Mob Grazing ist und wie es sich genau definiert. Das liegt unter anderem an den unterschiedlichen Einsatzbereichen (Grünland oder Ackerfutterbau), den unterschiedlichen Weidetieren und den speziellen Pflanzengesellschaften in unterschiedlichen Breitengraden. Auch im Netzwerk Mob Grazing finden sich Praxispartner, die divers sind in ihrer Betriebsstruktur und den ihnen eigenen Standortbedingungen. Vereint werden Sie von der Freude am Probieren und dem Versuch Mob Grazing in Deutschland umzusetzen. Zwei von ihnen besuchten wir im frühen Herbst, um uns ihre Beweidungsstrategien anzusehen. Beide Betriebe lassen ihre Rinder im Ackerfutterbau Zwischenfrüchte beweiden.

Der Hof Decker im niedersächsischen Bierbergen ist ein intensiv wirtschaftender Milchviehbetrieb, der zudem Acker- und Ackerfutterbau auf sehr guten Böden betreibt. Betriebsleiter Lutz Decker verfolgt seit einigen Jahren das Ziel, klimaneutrale Milch zu produzieren, um ein höheres Niveau an Nachhaltigkeit zu erreichen als mit der bisherigen konventionellen Produktionsweise. Grundlage hierfür ist unter anderem ein geschlossener Nährstoffkreislauf. Hierfür hält Lutz Decker seit 2021 eine Gruppe Mastrinder, welche die Zwischenfrüchte des Ackerbausystems beweiden. Vorab hat er im Jahr 2020 alle Flächen beprobt, um Humusgehalte festzustellen und dessen Entwicklung durch Mob Grazing und Direktsaat beobachten zu können.

Zwischenfrüchte vom Hof Decker

Auch die Agrargenossenschaft Tauche im brandenburgischen Beeskow lässt ihre Ackerflächen beweiden. Neben der Milcherzeugung mit 350 Holstein-Friesians und dem Ackerbau, stehen hier 29 Hektar für Mob Grazing zur Verfügung. Die Belted Galloway-Herde mit 30 Kühen dient der Fleischerzeugung für die Direktvermarktung. Zum Zeitpunkt unseres Besuches konnten wir eine Zwischenfrucht aus hoher Hirse, Phacelia, Ramtilkraut, Wintergerste sowie Futtererbse sehen, welche im Juli in Direktsaat eingesät wurde. Im nächsten Jahr soll ab April auf der Fläche wieder Silomais wachsen.

Beide Betriebe lassen ihre Fleischrinder im Herbst und Winter Kleegras und Zwischenfrüchte beweiden, während die Tiere im Sommer auf Dauergrünland stehen. Streng genommen handelt es sich bei dieser Weidestrategie - nach unserer Definition - nicht um Mob Grazing, da die Besatzdichten zu gering sind und der Aufwuchs nicht hoch genug. Aufgrund dessen kann keine ausreichende Mulchschicht entstehen. Das ist auch gar nicht nötig, da im Herbst keine Trockenheit herrscht. Für uns handelt es sich hier um eine Portionsweide auf Zwischenfrüchten im Ackerfutterbau im Herbst und Winter.

Dieses System kann für viele Landwirt*innen in Brandenburg sinnvoll sein. Auf dem Weg zu neuen, regenerativen Beweidungsverfahren darf es nie darum gehen, bestimmte Ideen mit Hängen und Würgen durchzusetzen. Es geht darum, das zu finden, was zu den Bedingungen vor Ort und den betrieblichen Zielen passt. Wir sind sehr dankbar für die tollen Praxispartner in unserem Netzwerk, die gemeinsam nach vorn denken und experimentieren.

Niedergetrampelter Aufwuchs in Trebbin (links) und bei HofDecker (rechts)

Titelfoto: Belted Galloway Rind von Hannes Mesecke

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