Grenzstandorte aufwerten mit Mob Grazing

Feldtag: Mob Grazing im extensiven Dauergrünland

Das historisch bedeutsame extensive Dauergrünland wurde als Nutzungsform durch die Intensivierung der Landwirtschaft zunehmend an Grenzstandorte gedrängt. Hier haben die Standortbedingungen einen besonders großen Einfluss. So ist der Boden oft zu sandig und trocken oder aber zu nass. Dies schränkt die Leistungsfähigkeit ein und der Zustand von Dauergrünlandflächen ist oft schlecht. Der Klimawandel verschärft diese Situation zunehmend. Im Ergebnis ist extensives Dauergrünland stark durch Nutzungsaufgaben gefährdet. Die landwirtschaftliche Attraktivität dieser Flächen muss erhöht werden, um sie zu erhalten. Wie das durch Mob Grazing geschehen kann, lernten die dreißig Besucher*innen des Feldtages „Mob Grazing in Nordostdeutschland“.

Veranstaltet wurde der Feldtag von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, gemeinsam mit ihrem Praxispartner WeideRind Liepe. In Liepe werden die Auswirkungen einer Beweidung im Mob Grazing-Verfahren beforscht. Die Versuchsfläche ist dabei das „Problemkind“ des Betriebes. Sie ist stark strukturiert, sandig und trocken mit Erträgen unter 5 Dezitonnen Trockenmasse je Hektar. Der Pflanzenbestand ist artenreich, aber unregelmäßig verteilt. Hier weiden seit 2021 zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Mutterkühe inklusive Nachzucht in zwei Durchgängen pro Jahr. Eine Referenzfläche wird im Koppelweidesystem beweidet. Die Mob Grazing-Fläche ist in 100 m breite Korridore eingeteilt, welche wiederum durch Querzäune in kleine Parzellen eingeteilt wird. Alle acht Stunden eröffnet ein automatischer Zaunheber das neue Buffet der Tiere. Die Parzellengrößen und Beweidungszeiten wurden so geplant, dass bei einer Besatzdichte von 150.000 Kilogramm Lebensmasse pro Hektar ein Weiderest von circa 50 Prozent komplett niedergetrampelt wird. Die Beweidung wurde im Laufe des Projektes angepasst, denn 2021 war die durch den Trampeleffekt entstehende Mulchschicht noch nicht optimal. Damals wurde nur mit 83.000 Kilogramm Lebensmasse pro Hektar beweidet und die Tiere kamen alle zwölf Stunden auf eine neue Parzelle.

Vergleich der Mulchschicht

Generell ist es beim Mob Grazing im Dauergrünland eine Herausforderung, gleichzeitig die Tiere satt zu bekommen und eine Mulchschicht zu erzeugen. Es zeigt sich eine andere Optik im Vergleich zur Mulchschicht bei Mob Grazing im Ackerfutter, wie es bei einem Partnerprojekt beforscht wird. Die Schicht ist dünner und feiner. Trotzdem kann es sinnvoll sein, das volle Potential des Wurzelwachstums der Pflanzen durch eine spätere Beweidung auszunutzen, nämlich um die Böden aufzuwerten. Dies will das Projekt „Mob Grazing in Nordostdeutschland“ quantifizieren. Im Versuchsverlauf werden nicht nur die tierischen Leistungen gemessen, sondern auch Bodenparameter, Humusaufbau und die Entwicklung der Produktivität des Standortes in Trockenmasse je Hektar. Der naturschutzfachliche Wert und die Biodiversität stehen ebenso in Frage.

Auch wenn mit den Ergebnissen des Versuches erst in naher Zukunft zu rechnen ist, war der Feldtag eine spannende Veranstaltung. Professorin Inga Schleip zeigte seltene Pflanzenarten wie beispielweise die Sandgrasnelke auf der Versuchsfläche, welche Anzeiger für ein besonders artenreiches Grünland sind. Die teilnehmenden Landwirt*innen interessierten sich besonders für die praktische Vorführung der Technik, mit derer die Zäune gezogen werden. Dies ist der größte Arbeitsaufwand beim Mob Grazing und es haben sich bereits verschiedene Techniken entwickelt. Bei Kuchen, Kaffee und Diskussionen klang der Tag aus.

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