Die 66. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Grünland und Futterbau (AGGF) vom 4. bis 6. September 2024 auf dem Waldcampus der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) diente uns als Plattform zur Präsentation der ersten Forschungsergebnisse aus dem Projekt „Mob Grazing im Ackerfutterbau“. Unter dem übergreifenden Tagungsthema „Klimaschutz und Klimawandelanpassung im Grünland“ kamen hierfür Wissenschaftler*innen, Praktiker*innen und andere Expert*innen zusammen.
Diese Tagung, die östlichste in der Geschichte der AGGF, legte besonderes Augenmerk auf die klimatischen und landwirtschaftlichen Herausforderungen im Osten Deutschlands. Hierbei wurde deutlich, wie tief dieser bis heute durch seine Geschichte der Entwässerung geprägt ist. Bereits im Mittelalter entwässerten Zisterziensermönche die Gebiete, um die landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen. Während der DDR-Zeit wurde das Land komplexmelioriert, um die Selbstversorgung der Bevölkerung sicherzustellen und die immer schwereren Maschinen zu tragen. Heute, in Zeiten des Klimawandels, steht Brandenburg nun vor großen Herausforderungen. Veränderte Niederschlagsmuster, steigende Temperaturen und eine zunehmende Verdunstung machen die Region zu einer nahezu semiariden Zone, die immer noch durch die alten Drainagen entwässert wird. Wissenschaftlich dargestellt wird dies durch den sogenannten Ariditätsindex (AI). Dafür wird die jährliche Niederschlagsmenge durch die potenzielle Evapotranspiration geteilt und so Veränderungen in Temperatur und Niederschlägen im langjährigen Mittel berücksichtigt. Semiaridität hat einen Index von 0,5 oder kleiner.
In den Vorträgen wurde deutlich, dass diese veränderten Bedingungen kreative und offene Denkansätze erfordern, die über traditionelles Erfahrungswissen hinausgehen. Es gilt, Bewirtschaftungsformen und Technik an die standörtlichen Gegebenheiten anzupassen, um Wasserressourcen bestmöglich zu nutzen. Nur so können zukunftsfähige Lösungen für die landwirtschaftliche Nutzung entwickelt werden. Ob Mob Grazing für Brandenburg eine ebensolche kreative Strategie sein kann, haben wir in den vergangenen Jahren untersucht. Der wissenschaftliche Feldversuch auf dem Gut Temmen befasste sich mit der Frage, ob Mob Grazing eine effiziente und ökologische Weideform für trockenheitsgefährdete Regionen sein kann. Im Rahmen der Tagung konnten wir nun erstmals Ergebnisse präsentieren.
Untersucht wurden im Projekt Parameter wie Bodenfruchtbarkeit, Bodenfeuchtigkeit, Biomasse, Mulchschicht, Regenwurmabundanz und Bodendichte auf sandigem Lehm. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend:
Im den letzten Projektmonaten bis Dezember 2024 werden weitere Daten aufgenommen, gemeinsam mit den vorhandenen Daten ausgewertet und für eine Fachpublikation vorbereitet. Erst dann können endgültige Schlussfolgerungen gezogen werden, aber es zeichnen sich bereits jetzt positive Trends ab. Im Anschluss an die Präsentationen wurde den Teilnehmer*innen der AGGF-Jahrestagung bei einer Exkursion zum Gut Temmen die Möglichkeit geboten, Mob Grazing noch einmal in der Praxis zu erleben.
Ein Tagungsband steht allen zur Verfügung, die nicht dabei sein konnten. Er fasst die präsentierten Forschungsergebnisse zusammen und ist eine wertvolle Ressource für alle, die sich mit der Zukunft des Grünlands unter den Bedingungen des Klimawandels beschäftigen. Der Tagungsband steht hier zum Download bereit.