Großes Interesse an Mob Grazing beim Fachaustausch Bodenmanagement

Prof. Dr. Inga Schleip spricht zu Bodenaufbau und Bodenschutz durch gezielte Beweidung

Was können wir tun, um angesichts von Klimawandel und Wetterextremen rentabel zu wirtschaften, die Bodenfruchtbarkeit aufzubauen und schädliche Umwelteinflüsse zu vermeiden? Um diese Frage drehte sich der Fachaustausch „Wissenschaft und Praxis: Bodenmanagement - Bodenstruktur, Wasser, Nährstoffe, pH-Wert“ der EIP-AGRI in Brandenburg. Gastgeber war der bekannte Modellbetrieb Gut&Bösel im brandenburgischen Alt Madlitz, dessen Geschäftsführer Benedikt Bösel am Vorabend zum Landwirt des Jahres 2022 gewählt wurde und den Ceres Award verliehen bekam.

Wie brisant die Thematik gerade in Brandenburg ist, brachte Professorin Inga Schleip in ihrem Vortrag zum Ausdruck. Laut einem Ariditätsindex, der den Grad der Trockenheit an einem Ort beschreibt, könnte Alt Madlitz bereits als semiaride Zone ausgewiesen werden. Die Jahre werden hier immer komplexer, die Bedingungen schlechter. Auf den sandigen Böden ist es zudem eine große Herausforderung Bodenfruchtbarkeit aufbauen. Inga Schleip ist Mitinitiatorin des EIP-Projekts „Mob Grazing im Ackerfutterbau“, in dessen Rahmen das Netzwerk Mob Grazing entstand. Sie stellte Mob Grazing als Möglichkeit zum Bodenaufbau und erste Ergebnisse ihrer Arbeit vor. Es ist im ersten Versuchsjahr gelungen, Mob Grazing mit den benötigten hohen Aufwüchsen auf dem Testbetrieb Gut Temmen zu etablieren. In den folgenden Jahren sollen ausgewählte Bodenparameter gemessen werden. Das Interesse der Teilnehmer*innen an unserer Forschung war sehr groß, was uns freute.

Ein weiteres Highlight war die Anwesenheit von Prof. Michael Succow, Träger des Alternativen Nobelpreises (Right Livelihood Award). Succow arbeitete spannenderweise zu DDR-Zeiten als Bodenkundler in Alt Madlitz und kartierte 1972 die Ackerflächen neu. Er betonte, dass der humusreiche Oberboden das am meisten gefährdete Naturgut sei und unersetzbar noch dazu. Der Boden wird durch Agrarindustrie so heruntergewirtschaftet, dass selbst systemfremde Stoffe die Bodenfruchtbarkeit nicht erhalten werden können. Für eine zukunftsfähige Agrarlandschaft schlägt er deren Teilung in fünf Bereiche vor: Grundwasser, Oberboden mit Humus, weidende Tiere, senkrecht gestellte Solaranlagen mit minimalem Flächenverbrauch und zwölf Metern Reihenabstand sowie Kleinwindkraftanlagen.

Hier entsteht Kompost

Zuletzt durften wir uns die Flächen von Gut&Bösel ansehen. Auf der Webseite liest man „Boden ist die Basis all unserer Arbeit. Sehr sandiger, nährstoffarmer Boden, um genau zu sein. Hier in Alt Madlitz, Brandenburg, haben wir durch extrem wenig Niederschlag und sehr sandige Böden eine denkbar schlechte Grundlage, um Landwirtschaft zu betreiben.“ Während konventionelle Betriebe in der Umgebung nur noch für die Biogasanlage produzieren, hat sich Gut&Bösel dazu entschieden, genau hier Lösungen für eine andere Art der Landnutzung und Landwirtschaft zu erproben und zu zeigen. Ihre ersten regenerativen Mitarbeiterinnen waren eine Herde Mutterkühe, die im Mob Grazing-Verfahren weiden. Weitere Ansätze neben dem Weidemanagement sind Kompostierung, Waldumbau und syntropischer Agroforst. Alle Ideen fußen immer auf dem Wunsch, den Boden in Alt Madlitz wieder aufzubauen. Finanziert wird diese Pionierarbeit durch eine Stiftung.

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